(13.02.1938 in Tel Aviv – 15.01.2022 in Miami)
Carmela Corren wurde als Carmela Bizman am 13. Februar 1938 in Tel Aviv geboren. Nach der Ausbildung als Sängerin und Tänzerin in ihrer Heimatstadt bekommt Carmela als 15jähriger Teenager ihr erstes Engagement als Tänzerin in einem Theater in Tel Aviv. Als sie sich beim Spitzentanz so schwer verletzt, dass ihr die Ärzte das Tanzen für immer verbieten, resigniert sie nicht. Kurzentschlossen singt sie dem Theaterdirektor vor – und zwar so überzeugend, dass sie mit 17 Jahren als jüngste Sängerin des Ensembles engagiert wird. In Musicals und Operetten begeistert sie von nun an das Publikum – bis der Einberufungsbefehl zur israelischen Armee ihre Karriere unterbricht.
Doch als einziges Mädchen in dem 1000-Mann-Regiment wird sie von ihren Kameraden mehr verwöhnt denn gefordert. Nach der Grundausbildung in der Wüste Negev ist der schwere Militärdienst praktisch beendet, als sie als Sängerin zum Orchester der Luftwaffe versetzt wird. Als ein amerikanisches TV-Team in Israel einen Film für die Ed-Sullivan-Show dreht, haben die Fernsehleute auch ein Auge auf neue Talente gerichtet.
Das spricht sich herum und Hunderte bewerben sich. Carmela allerdings nicht! Für sie nimmt ihr Vorgesetzter die Verbindung mit den Amerikanern auf und „befiehlt“ der Soldatin Bizmann: „Du musst singen und der Armee alle Ehre machen!“. Carmela Corren, wie sie sich inzwischen nennt, ist gehorsam. In khakifarbener Arbeitsuniform strahlt sie die amerikanischen Gäste aus ihren graugrünen Augen an, atmet tief ein und singt. Nach drei Liedern in israelischer, englischer und spanischer Sprache springen die Fernsehleute auf und möchten die singende Soldatin am liebsten sofort ins nächste Flugzeug in Richtung USA setzen. „Das wäre unerlaubte Entfernung von der Truppe“, gibt Carmelas Vorgesetzter zu bedenken. Den für den Amerikabesuch notwendigen Sonderurlaub indes gewährt er ihr großzügig.
Ed Sullivan ist von ihr begeistert und vermittelt ihr nach seiner Show noch weitere Auftritte. Nach der Entlassung aus der Armee folgen Gastspiele in London, Paris, Madrid und Rom. Eine große Afrika-Tournee mit Cliff Richard wird ein Riesenerfolg.
Mit Beginn der 1960er Jahre wurde Corren auch in Deutschland, der Schweiz und in Österreich bekannt. Unter dem Motto „Etwas Akzent hat im deutschen Schlagergeschäft noch nie geschadet“ nimmt sie ihre erste Platte auf. Sei nicht traurig, geliebte Mama hören die Schlagerfans auf der Debutsingle, ein Lied, das den folkloristischen Ursprung aus Israel nicht verleugnen kann. Am 11. November 1961 wird es erstmals in den deutschen Hitparaden notiert, wo es sich 12 Wochen halten kann.
Mit dem Lied „Eine Rose aus Santa Monica“ erreichte sie bei den Deutschen Schlager-Festspielen 1962, die gleichzeitig als deutsche Vorentscheidung zum ESC galten, in Baden-Baden den siebten Platz im Mittelfeld des Wettbewerbes. Damit sollte ihr der größte Erfolg und der endgültige Durchbruch auf dem deutschsprachigen Schlagermarkt gelingen. Zahlreiche Gastauftritte in Schlagerrevue- und Heimatfilmen waren die Folge. 1962 steht sie in fünf Filmen vor der Kamera: „Tanze mit mir in den Morgen“, „Drei Liebesbriefe aus Tirol“, „Sein bester Freund“, „Zwischen Shanghai und St. Pauli“ und „Sing, aber spiel nicht mit mir“ heißen die Streifen, die wenig Handlung, dafür den Zuschauern um so mehr Musik bieten. Auch im Fernsehen ist Carmela Corren ständiger Gast. Chris Howland präsentiert sie ebenso in „Studio B“ wie Ernst Stankovsky in seinem „Spaß mit ...“ Sie ist Star der TV-Show „Sonne und noch Meer“, „Mitternacht am Broadway“ und „Musik erklingt“. Und sie steht natürlich im Mittelpunkt der Personality-Show „Gespräch mit Carmela“, in der sie ihren Fans aus ihrem abwechslungsreichen Leben erzählt.
Im Jahr 1963 nimmt sie wieder an den Deutschen Schlagerfestspielen Teil. Die Titel „Drei weiße Segel“ und „Wer in deine Augen sieht“ können sich allerdings nicht durchsetzen und steigen schon in der Vorrunde aus. Dennoch hält sich der sentimentale Titel „Wer in deine Augen sieht“ 8 Wochen in den deutschen Charts. Also vertritt sie mit dem Titel „Vielleicht geschieht ein Wunder“ Österreich beim Eurovision Song Contest in London, bei dem sie den siebten Platz erreicht. Noch kurz vor Esther Ofarim am Start, ist sie bis heute die erste Israelin beim ESC. Diese Tatsache beschert ihr noch heute eine große Welle der Sympathie und Anerkennung der israelischen ESC-Fanbase. 1965 probiert sie nochmals am ESC teilzunehmen. Diesmal für die Schweiz mit den Liedern „Ay, Ay, lachende Sonne“ und „Eines Tages“. Leider gibt es dazu keine Aufzeichnungen und wurden die Titel auch nicht auf Platte veröffentlicht.
Als sie nach dem Auslaufen des Plattenvertrages bei Ariola die Plattenfirma wechselt, nimmt sie zunächst bei der Deutschen Vogue und anschließend bei Decca auf.
Carmela Corren war bereits einmal 1958 mit Jimmy Hogan verheiratet, aber die Ehe hielt nur kurz. Weitere Beziehungen hatte sie mit dem Skifahrer Roger Staub, dem Texter und Schauspieler Thomas Hörbiger und dem Sänger Willy Schmid („Geschwister Schmid“).
1964 heiratete sie den Musikproduzenten und Jazzmusiker Horst Benny Geiger. Aus der kurzen Ehe gehen Tochter Rachael und Sohn Daniel hervor. Trotz zahlreicher Engagements und Verpflichtungen gegenüber dem Musikbusiness, versteht sie es in den Folgejahren, die Rolle der liebevollen Mutter mit der eines gefeierten Schlagerstars zu verbinden.
1972 startete sie den Versuch mit der LP „Folklore Festival“ andere Arten von Liedern aufzunehmen. Leider missglückte dies, da die Mischung nicht gelungen war. Sie ging dann nach Amerika, um dort eine neue Karriere zu beginnen. Leider war der Markt zu groß und das Angebot zu vielfältig. 1979 wollten holländische Produzenten ein Comeback mit Carmela starten, waren aber nicht mit Herz bei der Sache und suchten deshalb nur zweitklassige Titel aus. Carmela war von der Idee nicht sehr begeistert und unterbrach die Aufnahmen. Daher sind auf der letzten LP „Hava Naguila“ nur 6 Titel, die aber jeweils in deutsch und englisch gesungen.
Seit den 1984 lebte sie weitgehend vom Showgeschäft zurückgezogen mit ihrem Mann Larry in Hollywood, Florida und erfreute sich an ihren Enkelkindern Ariel und Ben.
Den letzten Tonträger, den Carmela Corren herausbrachte, war eine 2005 selbst produzierte CD mit dem Titel „With great songs from arround the world“.
Am 15. Jänner 2022 ist Carmela Corren kurz vor ihrem 84. Geburtstag friedlich in Miami entschlafen.